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Was heisst es, zu meditieren?

Aktualisiert: 15. Okt. 2021


Was sind die Gründe dafür, dass sich Menschen zu irgendeinem Zeitpunkt entschliessen zu meditieren?

Wenn es um die Frage des Warum geht, könnte die Frage ebenso lauten: warum eigentlich nicht ?

Die Gründe warum Menschen meditieren sind sehr unterschiedlich aber häufig mit Worten in Zusammenhang wie Stress, Entspannung, Ruhe, Stille, Auszeit, Ausweg, Friede, Selbstfindung usw.

Oder es ist die reine Neugierde auf etwas Neues, weil zum Beispiel eine Freundin oder ein Freund es ganz toll finden.


Die Meditation oder die meditativen Praktiken sind schon sehr alt und lassen sich in verschiedenen Kulturen lange vor unserer Zeitrechnung finden. Sind auch weltweit Menschen auf Grund einer religiösen Ausrichtung enger verbunden mit der Meditation als andere, so suchen heute immer mehr Menschen in der Meditationspraxis einen Ausweg aus dem Erleben von täglichem Stress, Leistungsdruck, Überlastung oder dem persönlichem Leiden in den verschiedensten Formen.

Hier möchte ich gerne das Wort "Achtsamkeit" als Beispiel nennen, was immer häufiger in Workshops, Coaching Seminaren oder fast täglich auf Titelseiten verschiedenster Magazine zu finden ist. (Wer mehr über Achtsamkeit in diesem Zusammenhang erfahren möchte, dem empfehle ich einfach mal nach "MBSR" und Jon Kabat-Zinn im Internet zu suchen oder einfach zum Thema Achtsamkeit googlen)


Muss man religiös sein, oder brauche ich eine Buddha Statur ?

Nein, zum Ausüben einer Meditation braucht es grundsätzlich keine Religion oder Glaubensausrichtung. Man muss auch nicht in ein Kloster, Tempel oder Sangha eintreten oder eine Weihe zum Mönch vollziehen um die wunderbaren Auswirkungen einer Meditation auf den Körper und Geist erfahren zu können.

Das ist auch vielen Menschen mittlerweile bewusst. Hartnäckiger aber halten sich die Meinungen darüber, dass mehrheitlich eine esoterische Weltanschauung, Räucherstäbchen oder ein immer währendes Lächeln auf den Lippen zu jedem Meditierenden gehören. Obwohl Räucherstäbchen oder ätherische Öle durchaus eine positive Auswirkung auf die Meditationspraxis haben können.

Wie viele Menschen üben sich tagtäglich in der Yoga Praxis, ohne den Anspruch zu haben ihr ganzes Leben auf Yoga auszurichten oder als Yogini oder Yogi zu leben ?

Haben auch die weltweit am häufig praktiziertesten Meditationsformen ihren Ursprung im Buddhismus, so können grundlegende Techniken daraus durchaus im Alltag praktiziert werden, ohne ein tieferes religiöses Hintergrundwissen. Als Beispiel sind die verschiedenen Formen einer "Achtsamkeitsmeditation" sehr passend. Hat man aber im Laufe der Meditationspraxis eine gewisse Tiefe und Bewusstsein erlangt oder erfahren, führt der Weg häufig automatisch zum Tellerrand über den man dann gerne blicken möchte.


Was sind aber die häufig erwähnten positiven Eigenschaften der Meditation ?

Fangen wir mit ein paar Beispielen zu den körperlichen Auswirkungen an.

Meditation wirkt nachweislich positiv auf:


- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie zum Beispiel Bluthochdruck

- den Cholesterinspiegel

- muskuläre Verspannungen

- Schlafstörungen

- das Immunsystem

- Schmerzempfinden

- Migräne

- Cortisolspiegel

- Atmung

- und nachweislich die Lebenszeit selbst.


Betrachten wir die psychischen Auswirkungen so werden häufig folgende positiven Veränderungen genannt:


- bessere Konzentration

- gesteigerte Wahrnehmung

- klareres Denken

- reduzierte Angst- oder Panikzustände

- höhere Aufmerksamkeit

- verminderte Suchtgefahr

- fördern der Intuition

- bessere Selbstwahrnehmung

- mehr Freude und Zufriedenheit


In vielen verschiedenen Studien konnten einige der gelisteten Veränderungen bereits nach wenigen Wochen Meditations- und Achtsamkeitspraxis festgestellt werden.

Wer darüber hinaus aber die Meditation als festen Bestandteil im Alltag integrieren kann, der wird auf Dauer mit wunderbaren Geschenken wie Mitgefühl, Empathie, Dankbarkeit, Achtsamkeit, Offenheit, Liebe und Güte belohnt.


Es lässt sich auch genügend Literatur über die gesundheitlichen Vorteile der Meditation finden oder im Internet nach entsprechenden Studien suchen, welche mittlerweile in grosser Anzahl durchgeführt wurden und immer noch werden.


Und was ist mit dem nervtötenden Gedankenstrom oder was bedeutet Achtsamkeit?

Das immer wieder wiederkehrende, sich um Probleme wälzende Grübeln, am Tag und oft auch in der Nacht ? Das "Nicht-Abschalten-Können" von beruflichen Sorgen oder Ärger in der Beziehung?

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) weiss man seit jeher um die Einheit von Körper und Geist, oder besser gesagt, dass diese einen direkten Einfluss aufeinander haben.

Geht es dem Körper gut, ist auch der Geist gesünder, geht es dem Geist gut hat dies auch auf den Körper einen positiven Einfluss.

Nein, es wird von niemanden verlangt, die Augen zu schliessen und die Gedanken zu stoppen. Das ist eine oft falschverstandene Absicht für viele Beginner. Im Zen gibt es ein Sprichwort dazu: "Den Gedankenstrom stoppen wollen ist, wie mit einem Stock auf das Wasser schlagen um die Wellen zu vertreiben". Heisst im Klartext: alles, was wir unterdrücken, ist nicht gut und bewirkt häufig das Gegenteil von dem, was wir beabsichtigen.

Der grösste Aspekt der Meditationspraxis, oder zumindest der meisten Meditationspraktiken ist das Üben in Achtsamkeit. Wir üben uns im achtsamen Umgang mit Allem, was sich im Innern bewegt; Gedanken, Gefühle, Emotionen.

Wir sind achtsam den Geschehnissen gegenüber, welche in uns um Aufmerksamkeit ringen, ohne dass wir diese verdrängen, unterdrücken oder daran hängen bleiben sollen. Wir lesen oft von der Metapher mit dem blauen Himmel, an dem wir die Gedanken wie Wolken achtsam wahrnehmen und vorbeiziehen lassen. Darüber hinaus hat das Üben in und mit Achtsamkeit noch einen weiteren , sehr wichtigen Aspekt: alles was geschieht darf ohne eine Bewertung geschehen. Im Beispiel der Wolke ist es somit einfach nur eine Wolke (Gedanke), weder gut und noch schlecht, nicht besser oder weniger gut als die Wolke davor. Einfach nur eine Wolke. Oder es zieht vielleicht Regen auf, in Form eines unangenehmen Gefühls. Auch das bleibt nur Regen (Gefühl), weder gut noch schlecht, einfach nur Regen. Das hilft die Dinge oder Geschehnisse so wahrzunehmen, wie sie erscheinen oder sind. Um es mit den Worten von William Shakespeare zu sagen: "Begegnen wir der Zeit wie sie uns sucht".

Klingt einfach, aber ich gebe zu, ist es nicht, gerade zu Beginn und es braucht einige Zeit, achtsamer im Umgang mit Bewertung zu werden. Unser Verstand überrumpelt uns schnell in seinen Routineaufgaben wie zum Beispiel dem Bewerten und das macht es nicht ganz so einfach.

Hier noch gerne ein Tipp: Es ist hilfreich zu Beginn der Meditationspraxis das "Nichtbewerten" nicht allzu streng zu nehmen. Es kann zum Beispiel damit begonnen werden, alles was erscheint einfach nur zu benennen oder zu kategorisieren. Im Beispiel der Gedanken: Taucht in uns ein oder mehrere Gedanken auf, sagen wir uns innerlich einfach das Wort "Gedanke" oder "ah ein Gedanke". Ein Gefühl benennen oder etikettieren wir entsprechend genauso, "aha, ein Gefühl ist da" usw. Das kann uns helfen langsam, das Anhaften oder Festkleben an Gedanken oder Gefühl zu lösen und ermöglicht uns einen Weg heraus aus der Bewertungsroutine.

Zum Glück gibt es einige wunderbare Meditationen, die uns langsam mit bestimmten Techniken an diesen achtsamen Umgang mit Gedanken und Gefühlen heranführen.

Und was haben wir davon ? Wir erlangen mehr und mehr Distanz oder Abstand zu unseren teils nervenden und kritisierenden Gedanken und unseren daraus entstehenden Gefühlen und Emotionen.

Und genau dieser Abstand lässt einen Raum entstehen, den es vorher scheinbar nicht gab.

In diesem Raum haben wir die wunderbare Möglichkeit, mehr und mehr diesen Strom bestehend aus Bewertungen, Beurteilungen, Etikettierungen, Meckern, Lästern, Kritisierungen, Planungen für das Abendessen, Vorbereitungen für die Präsentation am nächsten Arbeitstag oder einer Diashow der letzten Ferienfotos in ruhiger Distanz zu beobachten. Wir erkennen das dieser Strom einfach fliesst ohne dass wir etwas dafür tun, es geschieht einfach. In diesem Raum, in dem wir mehr und mehr eine spürbar Präsenz entwickeln, darf und ist alles genauso, wie es ist und darf auch so sein. In diesem Raum darfst Du genauso sein wie Du in diesem Moment bist, hier sind die Dinge in und um uns genauso, wie sie in diesem Moment sind. Ja sogar die Welt darf genau so sein, wie sie in diesem Moment ist. Alles entsteht in diesem "neutralen" Raum und wir beobachten nur und nehmen achtsam wahr. Doch hat dieser Raum noch eine weitere Überraschung für uns. Das Geschenk der Stille. Eine Stille in uns die sich hinter dem Lärm dieses Stroms befindet. Eine Stille die tiefer ist als nur die Abwesenheit von Lärm. Eine Stille die wir mehr und mehr erfahren können wenn wir sie in uns entdeckt haben.

Wenn uns die Meditation auf unserem Weg begleiten darf, dann kann sich für uns eine neue Möglichkeit eröffnen. Eine Möglichkeit allem was uns auf unserem Weg begegnet, offener und achtsamer entgegenzutreten. Und das ermöglicht uns einen Weg in die Freiheit. Die Freiheit aus der scheinbaren Machtlosigkeit gegenüber unserer Gedanken, Gefühle und Emotionen, hin zu einer ganz neuen Qualität der Wahrnehmung uns selbst und anderen gegenüber.

Und zu guter Letzt dürfen wir entspannter, ruhiger, fokussierter, geerdeter, zentrierter, toleranter uns und anderen Menschen gegenüber, mitfühlender, ausgeglichener, liebender, offener, friedvoller und achtsamer mit uns und unseren Mitmenschen sein.

Was braucht es für die Mediation ?

Die Grundlagen zu Beginn der Meditation sind nicht ganz so schwer wie es scheint. Es braucht auch nicht viel dazu ausser die Bereitschaft es zu versuchen. Ein paar Tipps und Hinweise für den Anfang und schon kann der erste Schritt getan werden. Ein wenig Disziplin und Beharrlichkeit sind gerade zu Beginn sehr hilfreich um dranzubleiben, aber das braucht es in vielem was wir tun um einen Fortschritt zu erzielen. Wer regelmässig sich in Meditation übt und etwas Geduld mitbringt wir sicher belohnt. Wem das üben alleine schwerfällt oder noch nicht die richtige Praxis für sich gefunden hat, dem helfen wir sehr gerne. Auch kann das Meditieren und der Austausch dazu in der Gruppe gerade zu Beginn der Praxis oft sehr hilfreich sein.

Wer noch mehr über Meditation erfahren möchte, findet im Internet eine stetig wachsende Zahl von Studien und Links dazu. Es gib auch sehr grosse Menge an guter Literatur zu den genannten Themen.

Eine persönliche Empfehlung dazu sind die Bücher: "Meditation für Skeptiker" von Ulrich Ott oder "Gesund durch Meditation" von Jon Kabat-Zinn.

Darüber hinaus findet man auch genügend Literatur über Meditationsformen aus den verschiedene buddhistischen Traditionen wie zum Beispiel (Za)Zen oder Vipassana.

Somit zum Schluss nochmals die Frage: Warum also nicht meditieren? Es ist ein wertvolles Geschenk von uns an uns selbst!


Liebe Grüsse,

Stephan und Irene

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